Leserbrief Berner Landbote 3. November 2021 zur Abstimmung vom 28. November, Pflege-Initiative
Fast die Hälfte des Pflegepersonals steigt wieder aus dem Beruf aus, viele davon sogar sehr früh. Der Hauptaustrittsgrund ist, dass sie sich emotional erschöpft fühlen. Dazu kommt, dass die Perspektiven schlecht sind, denn ein zunehmender Pflegebedarf steht einem wachsenden Fachkräftemangel gegenüber. Bereits jetzt sind tausende von Pflegestellen in der Schweiz unbesetzt. Dass die Qualität unter diesen Bedingungen gefährdet ist liegt auf der Hand. Ein funktionierendes Gesundheitswesen ist nicht nur für die direkt Betroffenen essentiell, sondern auch ein wichtiger Standortfaktor für den Wohn- und Arbeitsort. Mit der Pflegeinitiative haben wir die Möglichkeit Verbesserungen in der Pflege zu schaffen. Dazu braucht es aber nicht nur eine Ausbildungsoffensive, wie es der indirekte Gegenvorschlag vorsieht. Sondern, wie es die Initiative verlangt, neben einer guten Aus- und Weiterbildung auch bessere Arbeitsbedingungen, faire Löhne und Wertschätzung. Es nützt wenig, mehr Pflegekräfte auszubilden, um sie in Kürze wieder zu verheizen. Es braucht eine verlässliche Zeit- und Dienstplanung, familienfreundliche Strukturen und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und der Lohn muss den hohen Anforderungen und der grossen Belastung entsprechen. Oder in den Worten einer Pflegefachkraft gesagt “Wir kümmern uns um dich, bitte kümmere dich auch um uns und sag JA zur Pflegeinitiative!”
Andreas Wiesmann, Münsingen
